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Der Vogel des Todes breitete seine Schwingen aus und verschlang das Leben.
Wie wird aus einem „redlichen Polizisten“ der sich an Recht und Ordnung hält einer der größten tätigen Massenmörder.
Christian Wirth steht wie keine andere Person der Zeitgeschichte für den Vernichtungswahn des nationalsozialistischen Deutschlands. Er steht für eine nie dagewesene Vernichtungsorgie an unschuldigen Männern, Frauen und Kindern nur weil diese nicht einer bestimmten Norm angehörten. Sie waren behindert oder gehörten einer vermeintlichen jüdischen Rasse an. Als das Morden freigegeben war, ging es nur noch um effektive und effiziente Methoden zur Ermordung von fast 2 Millionen Menschen. Der Focus des Schriftstellers liegt nicht darin Christian Wirth ein Denkmal zu setzen, sondern orientiert sich konsequent an den Opfern in den Gaskammern der Euthanasieanstalten und der Vernichtungslager Belzec, Treblinka und Sobibor. Man kann nicht allein die Summe von 2 Millionen Opfer der Aktion Reinhardt/Aktion Erntefest darstellen, ohne das einzelne Opfer herauszustellen. Die kleine jüdische Familie aus Warschau, aus Izbica oder aus Wlodawa.
Hannah Arendt spricht im Eichmann-Prozess von Funktionslust. Genau wie Eichmann war Wirth ein „kleiner“ unbedeutender Polizist aus Stuttgart.
SS-Unterscharführer Suchomel wird später sagen „Wenn nur jemand den Mut gehabt hätte, Christian Wirth zu töten, wäre die Aktion Reinhardt zusammengebrochen. Berlin hätte keinen anderen Mann mit einer solchen Energie für das Böse und die Bosheit gefunden.“
Wenn menschliche Moral in einer Gesellschaft nicht mehr existiert und nicht mehr Handlungsmaxime eines Staates ist, wird jedes Verbrechen möglich und verkümmert zum technischen Problem (John Wyttmark)
Kommentar/Anmerkungen des Autors/der Autorin:
1885 mitten im Kaiserreich geboren, wird er eine Entwicklung bis hin zum Säger (Forstarbeiter) durchmachen. Es wird eine harte Kindheit und Jugend sein. Als junger Mensch gehört er zu einer deutschen Generation die vom militaristischen deutschen Kaisertum Wilhelm I. und Wilhelm II. geprägt ist. Er wird Freiwilliger im I. Weltkrieg und erlebt das unerbittliche Morden als Soldat an der Westfront, nur 1km entfernt von seinem späteren „Führer“. Er wird Karriere machen und 1918 das Kriegsende als Offizier Stellvertreter und Mitarbeiter der Militärpolizei abschließen. Er erfährt das Kriegsende als verheerende Niederlage und übernimmt die Argumentation der Dolchstoßlegende durch das „bolschewistische Judentum“. Er erlebt die schrecklichen Verhältnisse der Nachkriegszeit unter dem Versailler Vertrag und wird zur Polizei gehen. Er entwickelt sich zu einem harten, aber auch anerkannten Kriminalpolizisten in Württemberg, Stuttgart. Wirth ist an herausragenden Kriminalfällen als Ermittler mit seinem lebenslangen Freund Gottlieb Hering beteiligt. Wirth war ein harter und unerbittlicher Ermittler, der nicht vor dem Einsatz von Gewalt zurückschreckte. Schon zu Beginn tritt er der NSDAP bei. Eine antisemitische Grundhaltung ist unter den Polizeikräften stark ausgeprägt.
Später wird er in der Euthanasie (T4, euphemistischer Begriff für den staatlich industrialisierten Verwaltungsmassenmord an behinderten Menschen) durch die Kanzlei des Führers (KdF) vor allem als Leiter der Sonderstandesämter und zur Sicherung der Einrichtungen eingesetzt. Er hat kein Problem zu morden. Er wird dann Inspekteur aller Euthanasieanstalten im Deutschen Reich.
Als die Vergasungseuthanasie nach außen gestoppt wird, kommt Wirth nach Polen in das Generalgouvernement und wird Kommandant des Vernichtungslagers Belzec und dann Inspekteur der Aktion Reinhardt mit den Vernichtungslagern Belzec, Treblinka und Sobibor. Hier ist er verantwortlich für fast 2 Millionen Opfer. Er ist Organisator der Aktion Erntefest bei der an nur zwei Tagen 42.000 jüdische Menschen sterben werden. Später wird er seinem militärischen Vorgesetzten SS-Gruppenführer Globocznik nach Italien folgen, wo er weiter jüdischen Menschen fangen, bestehlen und ermorden wird. Er wird in Italien sterben.
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